Rückblick auf den klimatologischen Winter ... der ja auf der Alpennordseite nur Mitte Januar für Tage wirklich präsent war - schön sichtbar am beispiel Luzern:
@ MeteoSchweiz: Wie am 24. Februar angesprochen, war der Winter auf Rekordkurs, gleichauf mit 2006/2007. Gibt es mittlerweile schweizweit Zahlen, die belegen würden, obs für Rang 1, oder Rang 2 gereicht hat?
Der Winter 15/16 hat es im Schweiz-weiten Temperaturmittel knapp nicht auf Platz 1 geschafft (Abweichung zur Norm 81-10: +2.5°C vs. +2.6°C des Winters 06/07). Allerdings wurde vor allem für mittlere Höhenlagen ein neuer Rekord verzeichnet (Elm, Engelberg, Châteaux-d'Oex, aber auch Gr. St-Bernard, Samedan, St. Gallen). Im Flachland reichte es meist nicht für die grösste Abweichung zu 81-10, mit Ausnahme von Luzern (siehe dazu auch Diagramm oben von meteocentrale.ch). Ein ausführlicher Bericht von unseren Klimatologen zum Winter 15/16 wird wohl demnächst erscheinen.
Hier das Diagramme zum Schweizer DJF-Mitteltemperatur:
Quelle: MeteoSchweiz
Nimmt man zur temperaturmässigen Einschätzung des Winters 2015/2016 die aktuelle international gültige Normalperiode 1961-1990 als Referenz, so lag der vergangene Winter in Basel-Binningen und Bettingen satte 3.5 K über der Norm. Ein Super-Warmwinter mehr in der mit warmen Wintern gespickten Periode 1988-2016. Auch die Winterniederschläge haben in derselben Periode signifikant zugenommen. Für den Basler Raum habe ich das in meiner Masterarbeit nachgewiesen.
Gruss,
Daniel
@Admins: Wäre es möglich, die Beiträge zum Thema "Rückblick Winter 2015/2016" in einem eigenen Thread zusammenzufassen?
Done (Admin)
Zuletzt geändert von Willi am Sa 5. Mär 2016, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
Off Topic Hi Daniel! Gibt es die Masterarbeit noch irgendwo, oder hättest du diese noch irgendwo?
Ich lese stets gerne seriöse Arbeiten über alles rund um Wetter und Klima.
Grüsse - Microwave
Successful corepunches during (GA) "chasing": 11, 6, 0 5, 0
Hallo Jonas
Ich maile sie dir, o.k.? Am Meteorologischen Institut findest du sie nicht, weil ich Geo und Meteo mit Sonderbewilligung an der phil.I-Fakultät studiert habe.
Federwolke hat geschrieben:In der zweiten Winterhälfte hingegen sollte El Niño die NAO schwächen (kälteres Nordeuropa gem. metoffice-Grafik). Und genau da nehmen die Unsicherheiten zu: Ich tendiere dazu, dass die Kaltwasseranomalie die NAO am Leben erhält und somit der El Niño-Einfluss eher abnimmt. Doch wir haben es mit einem aussergewöhnlichen El Niño zu tun (CP-El Niño oder eben Modoki), der zudem in dieser Ausprägung bisher nur selten vorkam (daher wohl die extremen Abweichungen im Nordpazifik), daher sind Überraschungen durchaus möglich. Das diesjährige Muster wurde übrigens bereits vor Jahren erwartet: http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/ ... ndert.html
Meine Winterprognose verknüpft all diese Fakten und stellt somit eine These auf, die erst bewiesen werden muss. Wenn ich damit auf die Nase falle, so dürfen all meine Leser kostenlos am Lernprozess teilhaben (im Gegensatz zu all jenen Langfristpropheten, die regelmässig in den Medien ihre Orakeleien platzieren, mache ich meine Verifikationen öffentlich). Habe ich damit Erfolg, ist es hoffentlich Werbung in eigener Sache.
Die Verifikation bin ich noch schuldig geblieben (Umzugsstress, hat aber auch die gute Seite, dass die Auswirkungen bis in den März hinein gleich noch mitgenommen werden können): http://www.fotometeo.ch/winterrueckblic ... se-201516/
Die Kaltwasseranomalie im Nordatlantik lässt aufhorchen. Bleibt für mich die Frage, wie gross der Anteil von El Nino an diesen teils extremen Anomalien letztlich war. Sprich: "Brauchen" wir einen El Nino für solche Anomalien oder kriegen wir sie auch so hin (nämlich mit den Mitteln des anthropogenen Treibhauseffekts)?
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert
Die Kaltwasseranomalie im Nordatlantik besteht bereits (mehr oder weniger ausgeprägt) seit zwei Jahren und ist somit keine Auswirkung von El Niño. Auch die extreme Abweichung in der Arktis ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein "hausgemachtes" Problem. Hingegen ist der extreme Anstieg der globalen Temperatur im letzten Jahr durch El Niño verstärkt worden. Ein Grossteil der Energie, welcher normalerweise in den Tiefen des Ozeans verschwindet, schwimmt bei El Niño grossflächig obenauf und beeinflusst so riesige Areale durch komplexe Wirkungsketten. Einzuschätzen wie weit diese Auswirkungen gehen und wie gross genau der Anteil ist, überlasse ich besser den Experten der Klimatologie. Ich kann mir zwar gewisse Zusammenhänge zusammenreimen und diese in eine Winterprognose einfliessen lassen. Besonders in der ersten Winterhälfte hat alles so gepasst wie ich mir das vorgestellt hatte, der extreme Betrag der positiven Abweichung in Europa hat aber selbst mich überrascht. Interessant wird es nun mit der weiteren Entwicklung, normalerweise ist ja das Jahr nach El Niño global das wärmste, bevor es wieder leicht runtergeht. 2016 wird bestimmt noch die eine oder andere Überraschung bringen.