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Für alle Dialekt-Freunde: Mim Bueb sin Hosesack

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Uwe/Eschlikon
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Für alle Dialekt-Freunde: Mim Bueb sin Hosesack

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

Es gibt da so ein Gedicht, das Orginal im Basler Dialekt:

Basler Dialekt

Mym Bueb sy Hosesagg:
En alti Käpselibischtoole
E Borpmenee, nadyrlig lär,
E Ryssbley und e Stiggli Kohle,
E Naasduech, wo gärn suuber wär,
E schimmlig-grien Stigg Kandiszugger,
E Glee, vierblettrig und verblieht
E Mässer und e Hampfle Glugger
E Loos, wo sicher nimme zieht,
Zindhelzli und e Niele-Zwygli,
E Billet uff der Minschterdurm,
E Luupen und e Schnurregygli
Und z underscht noon e Räägewurm
Was soone Gnopf - s isch fascht e Wunder --
Nit alles mit sich ummedrait!
E Sagg voll Miggis, Drägg und Blunder?
E Sagg voll Buebe-Sääligkeit!

Zürcher Dialekt

Mim Bueb sin Hosesack:
En alti Chäpslipischtole
es Portmenee, natürlich läär
En Bleischtift und es Stückli Chole
Es Naastuech, wo gärn suber wäär,
Es schimmlig-grüens Stuck Kandiszucker,
En Chlee, vierblettrig und verblüeht
Es Mässer und e Hampfle Chlüüre
Es Loos, wo sicher nüme zieht,
Zündhölzli und es Niele-Zwigli
Es Billet uf de Münschterturm,
E Lupe-n und es Muulörgeli
und z'underscht non en Rägewuurm
Was sonen Chnopf - s'isch fascht es Wunder--
nöd alles mit sich umetreit!
En Sack voll Gnoosch, Dräck und Plunder?
En Sack voll Buebe-Seligkeit!

Luzerner Dialekt

Mim Bueb si Hosesack:
En auti Chögalipischtole
E Gäudsack, natürli läär
Es Bliisteft ond es Stöckli Chole
Es Nastuech, wo gärn suuber wär
Es graus Stöck Kandiszocker
Es Chleeblatt, vierblättrig ond verbloit
Es Mässer ond a Hampfelä Mormali
Es Los, wo secher nömme gwönnt
Zöndhöuzli ond es Stöckli Niele
Es Billet ofe Möischterturm
E Lupe ond e Schnöregiige
ond zonderscht no e Räägeworm
Was so ne Chnopf, s'esch fascht es Wonder
ned alles met sech ometreid
E Sack voll Gschmöis, Dräck ond Plonder ?
E Sack voll Buebetröim !

Appenzeller Dialekt (Innerrhoden)

Èm Buèb sin Hòsèsack:
È'n'aalti Chäpsèlipischtolè,
Èn Göldseckl, natüülig lää
Èn Blèistift ònd è Stöckli Choolè
È Fatzèneetli, wo geen suubè wää.
È vègròòbèds Stock Kandiszockè
È Chleeblatt, vièblättrig ònd vèplaampèd
È Messè ònd è Haampflè Chlöckèli
È Löösli wo sichè nòmmè zücht
Zöndhölzli ond è Nièlè
È Biled fö dè chülchètoo
È Lupè ònd è Schnòrègiigè
Ònd z allè'r'òndèrischd no èn Womm
Was è so èn Luusbuèb - ischd faschd è Wòndè
Nüd alls òmmènand träägd!
Èn Sack vòll Rösl, Drèck ònd Plòndè?
Nèi hetòcht, èn Sack vòll Buèbè-Säligkeit!

Stadt-Solothurner Dialekt

Mim Buëb si Hòsësakk:
Ë’n aùti Chäpsëlibischtòlë
Ës Bordmanê, nàtürlëch läär,
Ës Blofi und ës Schtükkli Chòlë,
Ës Nasduëch, wò gäärn subr wäär,
Ës schimmlig-grüëns Schtükk Kandisszùkkër,
Ë Chlê, fiërblettrig und fërblüët
Ës Mässër und ë Hàmpfëlë Bòlei
Ës Lôs, wò sìchr nümmë ziëd,
Zündhöùzli und ës Niëlë-Schtökkli,
Ës Bilêt uf ë Münschdërdurm,
Ë Lùpë’n und ës Mûgîgli
Und z’ ùngërsch nò’në Räägëwurm
Was sò’në Chnòpf – ’s ìsch fàsch ës Wùngër-
Nìd àùuës mìd sëch ùmëdreit!
Ë Sakk fòù G’schmöis, Dräkk und Blùndr?
Ë Sakk fòù Buëbë-Sêli’keit!

Berner Dialekt (Emmental)

Mym Buäb sy Hosesack:
En auti Chäpslipischtole
äs Portmonee, natürlech lär
äs Bleistift u nes Stückli Chole
äs Nastuech, wo gärn suber wär
A grauet-grüene Bitz Kandiszucker
äs Chleeblatt, vierblettrig u verblüeit
äs Mässer u a Hampfele Marmeli
äs Loos, wo sicher niemmer zieht
Zündhöuzli u nes Iele-Eschtli
äs Biliee uf ä Münschterturm
ä Lupe un näs Mugiigeli
U z'ungerscht no ä Rägewurm
Was so ne Chnopf - s'isch fasch es Wunger
Nid aues mit sich umetreit !
ä Sack vou Gräbu, Dräck u Plunder ?
ä Sack vou Buebe-Seeligkeit !

Zermatter Dialekt

Dr Hosusack fa miinem Silli:
In âlti Chlepfpischtola
in Gäldsack, natiirli leera
is Bliischtift und is schtukkje Chola
is Nastüech wa gäre fleets weeri.
Is schimmligs-grieluchts bizzje Bruschtzucker.
Is Chleeblatt, vierblettrig und verbliets
Is Gütti und i hampfleta Mârfle
Is Lôsje, wa sicher nimma zieht
Fiirholzjini und is Räbzwickje
is Billeet fer uf de Münschterture
is Vergreessrigsglas und i Müülhârfa
und z unnruscht no i Rägugüögu.
Was so is Silli - as ischt fascht is Wunner -
nid alls mit schich umchatreid!
I Sack voll Gschmöüs, Dräck und Plunner?
I Sack voll Silli-Glick und -Freid !


Einfach herrlich, find ich.
Und davon gibts noch mehr ;-)

Gruss, Uwe

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Andreas -Winterthur-
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Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Voilà Uwe, Du bringst es auf den Punkt. Die anderen verstehen z.B. den Luzerner mit seiner Chögalipischtole ganz einfach nicht ;-) (s.auch mein neustes Posting im SF METEO Thread).

Gruess Andreas
“Some people are weather wise, but most are otherwise” Benjamin Franklin


Jüge, Bonstetten ZH
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Beitrag von Jüge, Bonstetten ZH »

:-D

wobi en chögelipistole au ned s'gliche esch wie en chäpslipostle..... ;-)

das weiss ich noch von früher!! :=(
zu Hause in 8906 Bonstetten ZH, 540 müM

Christoph
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Beitrag von Christoph »

@ Uwe/Eschlikon

[quote]Einfach herrlich, find ich.
Und davon gibts noch mehr

Ich finds echt gut :L :) , wo hast du das her? Gibts da eine website mit solchen besipielen? Würde mich interessieren.

Tja und "Chäpsli" und "Chögeli" sind ja schon nicht ganz dasselbe, gut gesehen Jüge... ;-) Erstere waren gefahr für einen Gehörschaden falls zu nahe (nahe, das war teils ja der Witz) und die anderen konnten ganz hübsch pieksen :-D

Grüsse

Christoph
Natur- und Geographiefreak (cool das Geographiespiel auf www.romankoch.ch) - am spannendsten sind Vulkane, Stürme und Sonnenfinsternisse...

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Reto.
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Beitrag von Reto. »

Hier noch einen Link der so ein wenig zum Thema gehört:

Das Chochichästli-Orakel:

http://dialects.from.ch/

PS: Bei mir hat es voll ins schwarze getroffen!


Gruss Reto

Kleibi
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Beitrag von Kleibi »

Heute ist in der NZZ am Sonntag ein interessanter Artikel von Hugo Loetscher zum Thema "Hochdeutsch vs Mundart drin".
Lesenswert!

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Trikermaus
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Beitrag von Trikermaus »

auweia, ich könnt euch das jetzt ins senlserische übersetzen. ;-) aber dazu fehlt auf der Tastatur eins : man kann nicht ¨und `zugleich setzen, und da haben wir auch schon das Problem, ohne das kein Senslerdialektschrift. ;-) Zumindest hackt's dann an der Aussprache.

Also ich weiss nicht was eine Chäpslipistole ist, aber gut :

D'fagata fa mym bueb
a chügelipischtole
as portmoné natürlich leer
as blystüft un as stückli choola
a schnutzlumpe wo gärn suber weri
as schùmmlig-grüens stück kandiszucker
as chleeblatt, vierblettrig u vurblüet
as mässer un a hampfala poräzlini
as loos wa sicher nüme ziet
Zündhöüzlini un Niele-Zwygli (weiss der Geier was das nun wieder sein soll erklär mir mal einer damit ich übersetzen kann)
as billet ufe münschterturm
a lupa un a muugiga
u z'underisch no a rägewurm
was so'na nìgù - s'isch fasch as wunder
nit so aus mit sich umadriit
a sack fou gmüder, dräck u plunder
A sack fou buebeseeligkyt
- Editiert von Trikermaus am 22.12.2006, 06:15 -
- Editiert von Trikermaus am 22.12.2006, 06:16 -
- Editiert von Trikermaus am 22.12.2006, 06:16 -


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Uwe/Eschlikon
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Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Trikermaus:

Nielen kennst Du nicht? ;-)
Das sind die einheimischen Lianen, die wir Kinder früher geraucht haben :-D
Nielen sind wilde Clematis oder zu deutsch Waldreben.

Hier das Gedicht auf Hochdeutsch:

Meines Buben Hosentasche
Eine alte Kapselpistole,
ein Geldbeutel, natürlich leer
Ein Bleistift und ein Stückchen Kohle
Ein Taschentuch, das gern sauber wär
Ein schimmlig-grünes Stück Kandiszucker,
Ein Kleeblatt, vierblättrig und verblüht
Ein Messer und eine Handvoll Murmeln
Ein Los, das sicher nicht mehr zieht
Streichhölzer und eine Waldreben-Ranke
Eine Eintrittskarte auf den Münsterturm
Eine Lupe und eine Mundharmonika
Und zuunterst noch ein Regenwurm
Was so ein Knirps - s' ist fast ein Wunder
nicht alles mit sich herumträgt!
Eine Tasche voll Krimskrams, Dreck und Plunder ?
Eine Tasche voll Buben-Seligkeit!

Gruess, Uwe

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Trikermaus
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Beitrag von Trikermaus »

hm, also ich hab nie was geraucht. :-O vielleicht kenn ich den Ausdruck daher nicht.
Waldlianen? hm sagt mir nichts. Also da wo ich gewohnt habe hat's sowas nicht gehabt. Wüsste ich jetzt auf jeden Fall nicht, und ich hab immer "mittendrin" in der Natur gelebt. Vielleicht waren wir auf fast 800 Meter einfach zu hoch dazu?

Rita

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