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Industrieschnee

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Lancelot Winterthur
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Industrieschnee

Beitrag von Lancelot Winterthur »

Also zur Zeit hats in der Grüze gegend in Winterthur imemr ein hauch von Industrieschne.
Soll sich aber bald ändern, die KVA wird erneuert eben das es kein Industrieschnee mehr geben soll.
naja, Hirnspinnste der Stadt halt. :)

Mickey, Berneck, 430
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Beitrag von Mickey, Berneck, 430 »

In der Nähe von Kehrrichtverbrennungsanlagen dürfte IMMER Industrieschnee zu finden sein. Der Grund dafür liegt darin, dass die Abgase nicht nur durch Filter gelassen werden, sondern auch mit Wasserdampf ausgewaschen werden. Im kondensierenden Wasserdampf bindet man dann auch Gase, soviel ich weiss. Ein Teil des Wasserdampfs entweicht dann aber trotzdem über den Kamin. Das ist dann die "Rauchfahne", die man weitherum sieht. Dieser "Rauch" ist also lediglich Wasserdampf, welcher dann letztlich verantwortlich ist für den Industrieschnee.

Bei uns im Rheintal sagte man dem Industrieschnee früher Viscose-Schnee. Dies, weil die Firma Viscosuisse (später Rhone-Poulenc oder so) unter anderem über einen hohen Kamin Wasserdampf in die Luft ausgestossen hat. Dieser Kamin wurde vor einigen Wochen übrigens gesprengt und dem Boden eben gemacht. Weiter war wenige km daneben eine KVA in Betrieb, welche allerdings heute ebenfalls nicht mehr betrieben wird. Woher der Industrie-Schnee, der auch heute noch fällt, genau stammt, weiss ich heute nicht mehr. Am meisten Industrieschnee hat es jeweils im Bereich der Autobahneinfahrt Au, Zoll Lustenau. Dort hat es nicht selten 3cm. Letzten Winter habe ich dort sogar schon bis zu 5cm gesehen, während es 2km weiter östlich Richtung Berneck nix hatte.
Mickey
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Christoph
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Beitrag von Christoph »

Salü Livia

Da bisher niemand zu Bern was geschrieben hat kurz dies: natürlich ist auch hier die KVA massgeblich beteiligt, in den benachbarten Quartieren und v.a. bis in die Längasse gibt es jedes Jahr oft Industrieschnee. Mehr als 5cm hätte ich aber - Irrtum vorbehalten nie gesehen. Bis ins Rossfeld, wo ich früher wohnte hats nur selten gereicht, aber schon beim GYmer neufeld trat das Phänomen viel häufiger auf mit Maximum wie erwähnt im Bereich KVA und Weyermannshaus.

Bessere Infos würdest du vermutlich am ehesten bei den Berner Klimatologen oder noch besser beim Büro Meteotest erhalten. Letztere haben ihr Büro schliesslich in der erwähnten Längasse. ;-)

Sicher wüsste Federwolke als Sommerkind dazu auch genaueres, ich glaube nicht, dass ihr diese Nebel-/Hochnebellagen mit Industrieschnee besonders symphatisch waren ... :-D

Grüsse Christoph
Natur- und Geographiefreak (cool das Geographiespiel auf www.romankoch.ch) - am spannendsten sind Vulkane, Stürme und Sonnenfinsternisse...

Sämi
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Beitrag von Sämi »

@Mickey
Vielleicht schicken die Österreicher noch was rüber, wobei Lustenau dort ja nur Wohngebiet hat. ;-)
Spannend.
Hier oben gibt's sowas natürlich nicht, aber in normalen Wintern haben wir es auch nicht nötig.

Lg Sämi
Heiden, Bischofsberg, 940 M.ü.M.

Christian Schlieren
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Beitrag von Christian Schlieren »

Da habe ich noch eine Frage:
Wenn es bei KVAs Oft Industrie Schnee giebt warum bei AKWs nicht, die blasen ja noch eine viel grösere Dampf Menge in die Luft.
Ich habe noch nirgends gelesen das man bei AKWs Industrieschnee gefunden hätte.

Grezz
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M

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Lancelot Winterthur
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Beitrag von Lancelot Winterthur »

Das betreffend AKWs würde mich auch mal Interessieren.
Weiss darüber jemand was?
Vielleicht wird da der Wasserdampf weiter fort getragen?

Kleibi
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Beitrag von Kleibi »

Jetzt lasst doch Livia zuerst mal die Arbeit schreiben! Sie wird es uns dann schon mitteilen, was ihre Resultate sind!
Im Ernst: Es braucht nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch noch Kondensationskeime. Und nicht jeder "Dreck" in der Luft eignet sich dafür. Drum schneit es im Nebel oft trotz hoher Feinstaubbelastung nicht.
In reiner Luft könnten kaum Nebeltröpfchen entstehen, weil über einer konvexen Oberfläche der Dampfdruck gegenüber einer planaren Fläche erhöht ist. Und Wasserströpfchen müssen ja ganz klein beginnen, haben also eine enorme Krümmung! Die Luft müsste also wahnsinnig übersättigt sein, um so Tröpfchen zu bilden.
Gute Kondensationskeime sind deshalb hygroskopisch und geben auch schon mal eine bestimmte Anfangsgrösse vor. Je nach Kondensationskeim können sich dann so Tröpfchen bei einer Feuchtigkeit unter 100% bilden. Und dann wiederum darf die Lösung des Tröpfchens nicht zu konzentriert sein, sonst friert es bei den wenigen Minusgraden im Nebel nicht. Vieleicht unterstützen die Kehrichtsverbrennunskeime gar die Eisbildung. Denn das ist nötig, um aus den Wolkentröpfchen in vernünftiger zeit Schneeflocken (oder Regentropfen) zu formen. (siehe Bergeron-Findeisen Prozess)
Mich selber nähme aber auch wunder, was für Aerosole denn so eine Kehrichtsanlage ausstösst, dass sie den Indistrieschnee ermöglichen. (als Chemiker und hoffentlich bald auch Meteorologe sähe ich da ein gutes Tätigkeitsfeld für mich ;-) )


Thomas Jordi (ZH)
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Beitrag von Thomas Jordi (ZH) »

@Lancelot und Christian:
steigt mal nächste Woche auf den Jura, so in der Region Hauenstein. Geniesst den Ausblick über das Mittelland und ich denke, dann werdet ihr sofort einen grossen Unterschied zwischen Dampfausstoss von AKWs und KVAs erkennen. Ob das der alleinige Grund ist, nur ein nebensächlicher oder sogar der wichtigste, dass ist dann die andere Frage. Man müsste sicherlich auch wissen, WO genau in der Nebelschicht die Bildungsrate der Kondensationskeime am grössten ist.

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Kaiko (Döttingen)
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Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Ich könnte mir vorstellen, dass ein wichtiger Aspekt die Russpartikel spielen.

Während bei den KKWs nur reiner nartürlicher Wasserdampf vorhanden ist, werden bei den KVAs trotz allen Massnahmen der Rauchgasreinigung Russpartikel in die Luft geblasen.

Gruss Kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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Chrigu Riggisberg
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Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Hallo zäme

Zu den KKWs: Die latente Energie, die da in der Dampfsäule geladen ist, ist dermassen gross, dass jede bodennahe Inversion leicht durchbrochen wird. Wenn man den Tipp von Thomas oben befolgt, wird man sich leicht davon überzeugen können. Man stelle sich nur einmal den Vergleich zwischen dem Luftpaket aus dem Kühlwasserturm eines KKWs und der Umgebungstemperatur vor und zeichne das in Gedanken auf ein thermodynamisches Papier auf. Dabei fährt man mit dem Bleistift von der Inversionsobergrenze an entlang der Feuchtadiabaten runter auf die Stationshöhe und liest die Temperatur ab, welche ein Luftpaket aufweisen muss, um die Inversion durchbrechen zu können.

Allgemein tritt Industrieschnee nur bei tiefen Inversionen auf, d.h. Nebelobergenze unter 800 m. Bei Hochnebel wird man nirgends Industrieschnee finden. Klar kann es auch aus Hochnebel leicht schneien. Dem sagt man aber nicht Industrieschnee.

Gruss Chrigu
- Editiert von chrigu Riggisberg am 23.12.2006, 13:55 -
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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