http://dsb.638.ch/PPF/PublisherID/Engad ... 03_SHW.asp
Zusammenfassung:
Dichtes Netz an Wetterstationen --> Standort und Bewilligungsverfahren durch Gemeinden
Installation des Messnetzes durch Tourismusdestination St. Moritz Engadin (300'000.-)
Finanzierung Betrieb über Partner (z.B. Bergbahnen)
Grossen Messstationen bereits auf Beginn der kommenden Wintersaison.
Zusätzlicher Radar soll ab nächstem Frühjahr Bilder aus dem Engadin liefern (Standort wird nicht genannt)
Insgesamt ein Jahr Aufbauarbeit.
Fragen:
--> Gehört Zuoz auch zu den grossen Messstationen, welche noch auf diesen Winter in Betrieb gehen?
--> Was soll unter "Zusätzlicher Radar soll ab nächstem Frühjahr Bilder aus dem Engadin liefern" genau verstanden werden?
Ganzer Text:
Bald verlässlichere Wetterprognosen?
Engadin St. Moritz lanciert zusammen mit Jörg Kachelmann ein Wetter-Pilotprojekt
Ein Sonntag vor drei Wochen im Oberengadin. Kein Wolke ziert den Himmel, das Gelb der Lärchen wetteifert mit dem Blau der Seen und den bereits verschneiten Berggipfeln um die Aufmerksamkeit. Die Wetterprognose am frühen Sonntagmorgen im Schweizer Staatsradio: «Westschweiz, Wallis, Alpensüdseite und Engadin: Mehrheitlich bedeckt. Ab und zu etwas Niederschlag möglich.»
Das ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, dass die Wetterprognosen kaum auf die regionalen Verhältnisse eingehen und daher oft ungenau sind. Aus touristischer Sicht gravierender als das oben genannte Beispiel sind Wetterprognosen für das Wochenende, vor allem im Winter. Wenn für das Engadin Wolken und Schnee
prognostiziert werden, entscheiden sich Kurzurlauber für eine andere Region oder lassen das Skifahren gleich bleiben. Leere Betten im Tal und leere Sessel auf dem Berg sind die Folge.
Kachelmanns Kontakte
«Wir brauchen unbedingt einen verlässlicheren Wetterbericht», sagt Stefan Sieber, E-Commerce-Verantwortlicher bei der Destination Engadin St. Moritz. Die Touristiker haben sich auf die Suche nach einem Partner gemacht, der einerseits solche Prognosen erstellen kann und andererseits auch einen entsprechenden Vertrieb anbietet. Denn was nützen die detailliertesten Wetterprognosen wenn sie niemand kennt?
Die staatliche Organisation Meteo Schweiz bietet zwar einen Vertrieb an, dieser endet aber an der Schweizer Grenze. Und weil für das Oberengadin der deutsche Raum entscheidend ist, wurde man bei Jörg Kachelmann und seiner auf meteo-
rologische Dienstleistungen speziali-
sierte Firma meteomedia AG fündig. Kachelmann, der früher auch beim Schweizer Fernsehen tätig war, zeichnet heute bei mehreren deutschen Sendern für die Produktion und Moderation von Wettersendungen verantwortlich, unter anderem moderiert er das Wetter nach den ARD-Tagesthemen. «Kachelmann hat hervorragende Kontakte und das ist sehr wichtig für uns», sagt Sieber.
Verlässlichere Wetterprognosen für die Region sollen möglich werden dank neuer Messstationen. Heute gibt es je eine in Scuol und auf dem Flugplatz Samedan. In naher Zukunft sollen zusätzliche Stationen in Maloja, Sils, Celerina, Pontresina, Zuoz, auf dem Julier- und Berninapass sowie auf Corviglia, Diavolezza und Muottas Muragl stehen. Weitere, kleinere Stationen sind in Colico, Chiavenna, Silvaplana und St. Moritz in Abklärung oder geplant.
Ende August haben mit den Gemeinden Begehungen zur Standort-abklärung stattgefunden. Gemäss dem Projekt sollen die Gemeinden den Standort zur Verfügung stellen, diesen auf eigene Kosten erschliessen und das ganze Bewilligungsverfahren durchführen. Die Destination übernimmt anschliessend die Installation der Messstationen, dafür sind im Budget einmalige Investitionskosten von 300 000 Franken vorgesehen. Für die Finanzierung des ganzen Betriebes, das heisst die Auswertung der Daten, das Erstellen der Prognosen und den Vertrieb, sollen gemäss Sieber Partner gefunden werden; das könnten beispielsweise die Bergbahnen sein.
Lokale Messungen unabdingbar
Die Gemeinde Stampa hat ihr Baugesuch bereits publiziert. Die grossen Messstationen sollen laut Sieber bis auf den Beginn der kommenden Wintersaison fertig sein.
Für Jörg Kachelmann sind solche Stationen das A und O für verlässliche Wetterprognosen. «Lokale Wetterprognosen lassen sich nur machen, wenn lokal gemessen wird», sagt er. Diesbezüglich habe der staatliche Wetterdienst in der Vergangenheit gesündigt. Viele lokale Messstationen seien aufgegeben worden im Glauben, mit der modernen Technik brauche es diese nicht mehr.
Dass das Engadin heute bei der Erwähnung im Wetterbericht in einem Zug mit der Westschweiz, dem Wallis und der Alpensüdseite genannt werde, sei nicht wie immer wieder behauptet eine Frage der knappen Zeit beim Verlesen der News. «Man weiss schlicht und einfach nicht mehr über das Wetter im Engadin», ist Kachelmann überzeugt. Viel Wissen über das Wetter sei in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen und dieses gelte es wieder zu erarbeiten. «Das Wetter ist eine komplizierte Angelegenheit», sagt Kachelmann, und verweist beispielsweise darauf, dass sich die Jahresniederschlagsmenge auf wenigen Kilometern zwischen Maloja und St. Moritz halbiert.
«Nicht jeden Tag auf ARD»
Das Internet ist gemäss Kachelmann ein hervorragendes Medium, um in Zukunft das Engadiner Wetter stündlich aktualisiert an Private, Touristiker, vor allem aber auch interessierte Medien zu kommunizieren. Er selber will vor allem auch die Bilder der Wetterkameras nutzen. Dieses Bildmaterial sei gerade für das deutsche Fernsehen sehr attraktiv. «Das Engadin wird aber nicht jeden Tag im ARD zu sehen sein», betont Kachelmann. Er könne nicht für eine bestimmte Region Werbung machen, vielmehr dienten die Bilder dazu, gewisse Wetterphänomene zu erklären.
Die Zusammenarbeit mit Engadin St. Moritz mit dem Aufbau der Stationen und dem anschliessenden Vertrieb der Prognosen ist gemäss Kachelmann in diesem Ausmass ein eigentliches Pilotprojekt. Bis das Ganze so funktioneren wird wie er sich das vorstellt, veranschlagt er ein Jahr Aufbauarbeit. Neben den Messstationen soll ab dem kommenden Frühjahr auch ein Radar Bilder aus dem Engadin liefern. Zwar seien bereits drei Radars in Betrieb, diese könnten aber von ihrer Positionierung her nicht ins Engadin blicken. Gerade bei der Warnung vor Extremereignissen aber sei ein solches Hilfsmittel unerlässlich.
Quelle: Engadiner Post Autor: Reto Stifel
Ort: 7500 St. Moritz
Datum: 02.11.2007
Rubriken: Politik, Tourismus