Interessant ist, wie sich die Randtiefs bei dieser Lage im Zusammenspiel mit dem 300hpa-Strömungsniveau verhalten.
Das Freitagstief bildet sich heute am Südrand des Höhentrogs über Schottland aus einer atlantischen Welle:
Zu diesem Zeitpunkt ist der Höhenjet ziemlich direkt auf den Kontinent gerichtet. Die Welle kann also von sämtlichen Zutaten zehren, die sie zur weiteren Zyklogenese braucht (Jet, Warmluftadvektion, etc., etc.):
Bis am Freitagmorgen ändert sich daran relativ wenig. Die Zyklogenese geht munter weiter, der Kerndruck von Joris fällt auf unter 970hpa.
Der Höhenjet zeigt jetzt direkt gegen den westlichen Alpenraum.
In der Folge zieht Joris nun in Richtung Nordosten weiter (Dänemark). Damit unterschreibt er aber im Prinzip sein eigenes Todesurteil, weil er sich vom Höhenjet - der weiterhin Richtung Alpen zeigt – abkoppelt und gleichzeitig in kalte Luftmassen hinein kommt. Er nimmt sich also durch die Entkoppelung von weiterer Energiezufuhr sozusagen selbst aus dem Spiel. Gleichzeitig entwickelt sich aus einer nächstfolgenden Welle über dem Atlantik ein weiteres Randtief (eben jenes, das dann am Samstag südlich der Alpen durchziehen wird). Diese Randtiefentwicklung trägt ihrerseits dazu bei, dass Joris von weiterer Energiezufuhr nahezu komplett abgeschnitten wird:
Samstagnacht lümmelt Joris nur noch unmotiviert über der Nordsee herum, während unser Samstagstief sich im Bereich des Höhenjets zu voller Stärke entwickeln kann. Interessant ist hier, dass es zu einem Split des Höhenjets kommt: Der "alte" Jet legt sich wie ein zusätzlicher Zweig quer über Westeuropa. Der "neue" Jet liegt wesentlich weiter südlich als noch bei der Entstehung von Joris und zielt direkt in den südlichen Mittelmeerraum. Nicht zuletzt deshalb dürfte für unser Samstagstief eine eher südliche Zugbahn weitaus realistischer sein, als eine nördliche:
Interessant ist hierbei, wie die einzelnen Faktoren miteinander agieren und letztlich starken Einfluss darauf ausüben, wie sich die Randtiefs entwickeln werden. Dem frühzeitigen Entsagen von "Nahrungszufuhr" durch Joris und dessen Nordostkurs dürfte es bsp. der Osten der Schweiz zu verdanken haben, dass es dort keinen starken Sturm geben wird.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert