Guten Morgen
Zeit für die kritische Verifikation meiner gestrigen Prognose.
Eines vorweg: Die grösste Fehleinschätzung war der Höhenwind. Ich ging ja davon aus, dass dieser am Abend von Ost auf Nord drehen würde und die Gewitter sich dann nach Süden verlagern würden. Diese Fehleinschätzung hatte dann auch die meisten Konsequenzen. Aber nun im Detail:
1. Phase: Auslösung am Jura zwischen Vallée de Joux und Chasseral ab ca. 14-15 Uhr. Verlagerungsrichtung anfangs nach Westen, später Süden. Gefährdete Gebiete: Jurasüdfuss von La Côte am Genfersee bis zum Bielersee und erste Juratäler (Val de Ruz, Val de Travers, Region Vallorbe).
Auslösung war in Ordnung, die anfängliche Zugbahn nach Westen wurde aber ganztags beibehalten. Dadurch wurde der Jurasüdfuss nicht betroffen.
2. Phase: Auslösung in den Waadtländer und Freiburger Voralpen (Moléson). Verlagerungsrichtung nach Süden. Gefährdete Gebiete: Pays d'Enhaut über Ormont bis Aigle.
Auch hier hat die Auslösung weitgehend gestimmt. Die Gewitter wurden aber weniger kräftig als erwartet und zogen ebenfalls nach Westen, statt nach Süden. Der Schwerpunkt dieser Gewitter lag aber auch etwas mehr im Südwesten (Savoyer Voralpen südlich des Genfersees).
3. Phase: Auslösung auf einer Linie vom Schwarzwald über die Region Ravensburg nördlich des Bodensees bis ins Allgäu. Verlagerungsrichtung ungewiss, möglicherweise recht stationär.
Der Schwarzwald produzierte weniger als erwartet. Allgäu hat gestimmt. Dazu kam aber eine südlichere Linie. Statt nördlich des Bodensees löste es südlich davon im Alpstein aus. Da auch diese Zellen nach West bis Nordwest zogen, erhielt auch das östliche Mittelland entgegen meiner Erwartungen seine Gewitter.
4. Phase: Auslösung am Abend entlang der Voralpen vom Berner Oberland bis in die Zentralschweiz, möglicherweise bis in die Ostschweiz. Nur sehr geringe Verlagerung, falls südwärts --> Verstärkung durch Staueffekte.
Auch hier hat die Ortsangabe der Auslösung gestimmt. Am späteren Abend gab es Gewitter vom Berner Oberland bis in die Ostschweiz. Zugrichtung auch hier West statt wie erwartet stationär oder Süd.
Die geringsten Gewitterchancen sehe ich für das zentrale und östliche Mittelland
Wie schon weiter oben erwähnt, ist diese Fehlprognose auf den Ostwind zurückzuführen. Die grösste Überraschung war jedoch die imposante und recht heftige Einzelzelle im Aargau.
Persönliches Fazit: Aufgrund der recht schwierigen Windmodelle und der mangelnden Erfahrung mit Ostlagen bin ich trotz der Fehleinschätzung recht zufrieden. Zumindest die Auslösepunkte haben (abgesehen vom Norden des Bodensees) gut gestimmt. Im Nowcasting hätte ich diese Prognosen möglicherweise korrigieren können. Habe aber darauf verzichtet, weil ich gestern nicht schon wieder 16 Stunden nonstop am Compi sitzen wollte. Die Bewegung auf dem Velo inkl. Abkühlung unter dem Schauer im Forst haben auch gut getan
Grüsslis